Montag, 3. November 2014

Meine Schwester, die Hummelkönigin von Patrizia Zannini

Nie wieder wollte Ally, die erfolgreiche Journalistin aus Los Angeles, zurück in ihren Heimatort. Als sie zur Beerdigung ihrer Mutter fährt, soll es nur für zwei Wochen sein, um alles zu regeln. Doch sie merkt schnell, dass die Vergangenheit sie mehr als nur einholt. Der Grund ihrer damaligen Flucht scheint nur ein Vorwand gewesen zu sein, um vor der Belastung durch ihre "andere" Schwester, flüchten zu können. Je länger sie Zeit in Bear Isle im Haus ihrer Mutter verbringt, desto mehr gerät ihre bisherige Welt ins wanken. Sie muss sich endlich mit ihrer Schwester auseinandersetzen und sich lange unterdrückten Gefühlen stellen.

Patrizia Zannini hat einen wundervoll gefühlvollen Roman geschrieben. Man fühlt sich mitten in den Indian Summer in Maine versetzt, spürt die warmen Sonnenstrahlen und die raschelnden Blätter.

Zitat: "Ich liebte dieses kurze Intermezzo zwischen dem Sommer und dem
langen Winter, den Geruch der frischen, sauberen Luft, das Geräusch der
Blätter."
Die Geschichte zweier völlig unterschiedlicher Schwestern bewegt und regt zum Nachdenken an. Emma wurde den Menschen von ihrer Mutter immer nur als "sie ist anders" vorgestellt. Ihre Mutter hat für sie gedacht, ihr ein lebenlang alle Hindernisse aus dem Weg geräumt und entschieden, was gut für sie ist. Mit dem Tod der Mutter ändert sich dies schlagartig.
Was anfänglich als gut und richtig erscheint, wird im Laufe des Romans in Frage gestellt. Denn Emma hat Talente, die lange im Verborgenen geblieben sind, weil man ihr einfach zu wenig zugetraut hat.

Ally dagegen fühlte sich immer in den Hintergrund gedrängt. Alles drehte ich um ihre Schwester. Die Enge und die Vertrautheit der Bewohner des kleinen Ortes haben ihr vermeintlich keine Luft zum Atmen gelassen. Erst nach ihrer Rückkehr nach Bear Isle lernt sie die Natürlichkeit ihres Heimatortes schätzen. Die Oberflächlichkeit ihres bisherigen Lebens wird ihr dadurch nur allzu deutlich.

Die zur Handlung gehörende Liebesgeschichte ist nett zu lesen, wäre aber nicht notwendig gewesen, um diesen Roman glänzen zu lassen. Vielmehr sind es die leisen, kleinen Details, wie die besondere Beziehung des indianisch stämmigen kleinen Mädchens zu Emma oder das Streicheln eines Hummelkörpers, der die Verbindung der Schwestern stärkt (hier ist Emma die Starke, die Ally Vertrauen und Sicherheit gibt).

Fazit: In jedem von uns stecken Fähigkeiten, die man vielleicht nie oder nur durch einen Zufall entdeckt


Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten:

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