Montag, 27. April 2015

Alles Licht, das wir nicht sehen von Anthony Doerr

http://www.chbeck.de/Doerr-Licht-sehen/productview.aspx?product=13664955
Erscheinungsdatum: 01.03.2015
Verlag: Beck 
ISBN: 9783406680632
Fester Einband: 519 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 

Aus der geborgenen Sicherheit des Muséum National d’Histoire Naturelle in Paris muss die blinde Marie-Laure 1944 zusammen mit ihrem Vater nach Saint-Malo fliehen. Ihr verschlossener Onkel Etienne bietet ihnen Unterschlupf . Zur gleichen Zeit befindet sich der technisch begabte Wehrmachtssoldat Werner Hauser auf dem Weg nach Saint-Malo, um einen Feindsender der Widerstandskämpfer aufzuspüren. Kindheitserinnerungen von Marie-Laure und Werner führen durch die Kriegswirren.

Anthony Doerr beschreibt in seinem Roman so feinfühlig und bewegend die Zeit von 1934 bis 1944 in Frankreich und Deutschland, dass man förmlich in die Handlung hineingesogen wird. Man vergisst Raum und Zeit und möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Sanft nimmt der Autor den Leser an die Hand, sodass poetisch schöne Bilder in dieser grauen Zeit entstehen. Kleine, feine Details schweben zwischen den Zeilen und lassen einen immer wieder innehalten. Man schwelgt in wunderbaren Sätzen, dass man sie am liebsten alle herausschreiben möchte.  

     
"Das Meer murmelt in einer Sprache, die durch Steine, Luft und Himmel
      dringt".

       "Seine Stimme ist tief und sanft, ein Stück Seide, das man in der Schublade
      aufbewahrt, nur um es von Zeit zu Zeit herzuholen und zu befühlen.":


Immer wieder gibt es Hinweise auf Licht und Schatten und ein Lied weht leise durch die Handlung "Clair de Lune".

Zwei Handlungsstränge nähern sich langsam an.
Zum einen lernt man den Waisenjungen Werner Hauser aus Essen kennen, der zusammen mit seiner Schwester im Waisenhaus in ärmlichen Verhältnissen lebt. Technikbegeistert macht er sich als Junge schon bald einen Ruf als Radiomechaniker. Durch dieses Talent kommt er auf eine Eliteschule der Nazis, an der er zu zerbrechen scheint. Mehr Instrument als Mensch, tut er seine vermeintliche Pflicht.

Marie-Laure und ihr Vater leben in Paris. Als sie erblindet, wird das Museum ihr neues Zuhause. Die untrennbare Einheit, die Vater und Tochter verbindet ist so wundervoll beschrieben, dass es um so schmerzhafter ist, als sie voneinander getrennt werden. Dieses feinfühlige Mädchen öffnet einem die Augen für Dinge, die man sonst übersieht.

Die Charaktere sind so lebendig, warm, voller Sehnsucht und Qualen beschrieben, das man mit ihnen bangt und hofft.

Eine Leichtigkeit zu erleben, die einen trotzdem erdrückt, Tränen zu weinen und gleichzeitig zu lachen.
Beeindruckend schön und tief bewegend.

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