Freitag, 30. Oktober 2015

Das Lächeln des Panthers von Johannes Groschupf


http://www.oetinger.de/buecher/taschenbuecher/neuerscheinungen/details/titel/3-8415-0349-7/19747/0/Agentur/Heike/Brillmann-Ede/Taschenbuch_-_Das_L%E4cheln_des_Panthers.html

    Erscheinungsdatum: 01.10.2015
    Verlag: Verlag 
    ISBN: 9783841503497
    Flexibler Einband: 224 Seiten

    Meine Bewertung: 3 von 5 Punkten
Ein Anruf der Mutter holt die 17-jährige Katinka aus dem beschaulichen Internatsleben in Schottland zurück nach Berlin. Nach kurzer schwerer Krankheit stirbt ihr Vater und hinterlässt ihr das im Familienbesitz befindliche Hotel Marabu. Wie soll es jetzt mit dem hoch verschuldeten Gebäude, das stark renovierungsbedürftig ist, weitergehen? Eine mondäne Baronin, ein drängender Investor, ausbleibende Gäste und merkwürdige Vorkommnisse machen es Katinka nicht leichter, sich zu entscheiden.

Johannes Groschupf hat mit diesem Jugendbuch ein altes Hotel und deren Geschichte lebendig werden lassen. Der Schreibstil ist leicht und gut zu lesen. Wobei nicht durchgehend der gleiche Stil gewählt wird. Die Geschichte wird langsam aufgebaut und viele Andeutungen lassen ahnen, dass es um mehr geht, als um ein Erbe.

Interessante Charaktere verleihen der Geschichte einen gewissen nostalgischen Touch. Da ist zum Beispiel der geheimnisvolle Gast Skripnik, der stundenlang das Gemälde "Das Lächeln des Panthers" anschaut. Seine Spur verliert sich aber zunehmend in der Handlung, die vom Leser erwartete Geschichte bleibt aus.

Die Baronin von Rochlitz, die wie ein Schatten anfangs immer wieder mit einem Rolls Roye vor dem Hotel auftaucht und verschwindet, bekommt dagegen im Laufe der Handlung immer mehr Konturen.

Das verstaubte Flair des Hotels soll durch jüngere Einflüsse aufgelockert werden, was nur teilweise gelingt. Ein junger Künstler, der Katinka sofort sympathisch ist, bleibt leider sehr im Hintergrund und wirkt nicht greifbar, obwohl sich zwischen den beiden eine Liebesgeschichte entwickelt. Eine Schülerparty im Hotel gerät außer Kontrolle und auch die Sprache verliert sich hier zunehmend.

Interessant ist das eigentliche Geheimnis das das Hotel in sich birgt. In den Kriegswirren des 2. Weltkrieges wurde das Hotel zu einem wichtigen Ort. Doch nicht nur das Haus, sondern auch Katinka erlebt eine Überraschung, was ihre Vergangenheit angeht.

Zum Ende wird der Spannungsbogen dann doch sehr überstrapaziert. Dinge überschlagen sich, werden teilweise sehr überzogen dargestellt und sehr dramatisch beschrieben.

Für mich wurden viele Dinge nicht beendet oder schlüssig erklärt.

Fazit: Ein Jugendbuch, dass sich schnell und flüssig lesen läßt, aber wenig Tiefgang besitzt. 


Mittwoch, 28. Oktober 2015

Lieben lassen von Ariane Sommer, Roman Libbertz

http://www.arsvivendi.com/Buch/Krimi/9783869135755-Lieben-lassen
    Erscheinungsdatum: 24.09.2015
    Verlag: ars vivendi 
    ISBN: 9783869135755
    Fester Einband: 200 Seiten

    Meine Bewertung: 2 von 5 Punkten 

Ruhelos und selbstzerstörerisch ist die Fotografin Alex Mondo in Rom auf der Suche nach dem perfekten Motiv für die Biennale. Objekte findet sie in eigenen sexuellen Begegnungen, die sie mit der Kamera festhält. Während eines Geschäftsessens lernt Alex den Businessman Tom Weiss kennen. Beide fühlen sich voneinander angezogen und verbringen die Nacht zusammen. Als Tom zurück nach Hamburg muss, scheint die kurze Liaison beendet.

Das Autorenduo Ariane Sommer und Roman Libbertz hat als Schreibstil einen Perspektivenwechsel zwischen Alex und Tom gewählt. Ohne Kapiteleinteilung findet ein schneller Schlagabtausch zwischen "Er" und "Sie" statt. Die verschiedene Sichtweise der Protagonisten wird dadurch offensichtlich.

Angst bestimmt das Leben beider Protagonisten. Alex hat Angst die Krankheit ihres Vater in sich zu tragen und ist ständig bereit, sich das Leben durch eine Todeskapsel zu nehmen. Tom lebt zwar auf der beruflichen Überholspur, hat aber Bindungsängste und Panikattacken.

Es scheint, als wären hier weibliche und männliche Rollen vertauscht. Alex, die sich ihren Gefühlen nicht stellen will und Tom, der plötzlich nicht mehr ohne Alex sein möchte. Was eben noch Glück war, ist jetzt Schmerz.

Weichzeichner-Romantik sollte man in diesem Roman nicht suchen. Einige Szenen hätten für mich auch weniger detailliert stattfinden können. Mir fehlt eine klare Handlung, ein roter Faden. Vieles wird nur angerissen und nicht mehr aufgegriffen. Einiges ist auch völlig fehl am Platz. Tom setzt sich mehrfach mit einem imaginären Obi Wan auseinander, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.

Man bekommt zwar ein Gefühl für die Zerrissenheit der Protagonisten, aber gelungen ist die Mischung aus Sehnsüchten, Angst, Emotionen, Lust und Liebe nicht.

Leider hat mich der Roman nicht überzeugen können.

Lesung der Autorin:  


Mittwoch, 21. Oktober 2015

Lindbergh - Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus von Torben Kuhlmann






    Erscheinungsdatum: 19.10.2015
    Verlag: der Hörverlag 
    ISBN: 9783844519617
    CD: 1

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten mit Sternchen 

Die Erfindung der Mausefalle Anfang des 20. Jahrhunderts läßt die Mäuse aus Hamburg Richtung Amerika fliehen. Nur Charlie, der verträumt zwischen seinen geliebten Büchern sitzt, merkt davon nichts. Die großen Dampfer im Hafen werden von gefräßigen Katzen bewacht. Wie soll er da nur über den Atlantik nach Amerika gelangen? Seine Idee ein Fluggerät zu bauen, ist gefährlich. Trotz Fehlschlägen arbeitet er besessen an seiner Maschine, denn die Zeit drängt: Gefahren lauern jetzt auch in der Luft.


Der Hessische Rundfunk hat die wundervolle Bilderbuchgeschichte von Torben Kuhlmann als Hörbuch herausgegeben. Bastian Pastewka erzählt so lebendig und vermittelt so viel Atmosphäre, dass man gebannt der Geschichte folgt. Empfohlen wird die Geschichte ab 5 Jahren. Nach oben gibt es aber keine Begrenzung, denn auch erwachsene Hörer finden Gefallen an Charlies Abenteuer. Zwei wundervolle Zeichnungen die perfekt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind, zeigen Charlie und den Hamburger Hafen. So kann man sich ein noch besseres Bild von der Geschichte machen.

Den Reiz der Geschichte macht die besondere Erzählweise aus. Der Erzähler unterhält sich mit dem Zeichner und dieser läßt die kleine Maus Charlie lebendig werden. Immer wieder wird die Erzählung durch Einwände des Zeichners unterbrochen, weil er gar nicht so schnell zeichnen kann, wie Charlie seine Abenteuer erlebt.

Geräusche von tribbelnden Mäuseschritten und Flügelschwingen von verfolgenden Eulen unterstreichen das Hörerlebnis. Man taucht ein in eine Welt voller Gefahren, fiebert mit Charlie mit, wenn er gerade noch entwischen kann und ist gespannt, ob seine Flugmaschine endlich funktioniert.
Was es mit Lindbergh auf sich hat, wird hier nicht verraten!

Leider war das Abenteuer nach 45 Minuten schon vorbei. Wir hätten sehr gern noch länger zugehört. Meine Kinder sind begeistert.
Das perfekte Erlebnis ist es sicherlich, das Bilderbuch zusammen mit dem Hörbuch zu genießen.

Fazit: Perfekt für einen gemütlichen Familiennachmittag. 


Ein toller Bericht über Torben Kuhlmann:

Sonntag, 18. Oktober 2015

Straße nach Nirgendwo von Nele Löwenberg


    Erscheinungsdatum: 11.09.2015
    Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag 
    ISBN: 9783548287386
    Flexibler Einband: 496 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 

Sheridan Grant befindet sich auf dem Weg nach New York, um als Sängerin durchzustarten. Doch bevor es dazu kommt, wird die 17-jährige wie eine Schwerverbrecherin von der Polizei zurück nach Nebraska gebracht. Ihr Bruder Esra hat in einem Amoklauf mehrere Familienmitglieder getötet und verletzt. Sheridan wird von der Presse und ihrer Stiefmutter Rachel Grant dafür verantwortlich gemacht. Als einziger Ausweg bleibt für sie nur die Flucht in ein anderes Leben.

Nele Löwenberg hat mit "Straße nach Nirgendwo" die Fortsetzung der Sheridan-Grant-Serie geschrieben. Den ersten Band "Sommer der Wahrheit" kenne ich nicht. Die Hinweise auf die Vorgeschichte werden gut erläutert, so dass man auch ohne Vorkenntnisse gut in die Handlung hineinkommt. Der Schreibstil ist einfach gehalten und dadurch flott zu lesen. Dank eines anhängenden Personenregisters läuft man trotz der vielen Namen auch nicht Gefahr, den Überblick zu verlieren.

Der Anfang des Romans wirkt eher wie ein Krimi. Erst nachdem sich die blutigen Wogen um das Attentat auf der Ranch gelegt haben, wird der Focus mehr auf Sheridan gelenkt. Neben diesem Handlungsstrang begleitet man den Polizisten Jordan Blystone, der sich mit der Aufklärung des Grant-Falles beschäftigt.

Die Zerrissenheit und das Gefühlschaos in dem Sheridan lebt, kommen gut zur Geltung. Aufgedeckte Geheimnisse um ihre Adoption und ihre Herkunft lassen erahnen, was dieses Mädchen durchgemacht haben muss. Dennoch gibt es für mich zu viele unglaubwürdige Momente im Buch. Scheinbar hat jeder Mensch, dem Sheridan begegnet und vertraut eine schwarze Seite. Dabei wirkt sie recht naiv und unerfahren, was ihrer bewegten und dramatischen Vorgeschichte widerspricht.

Ermittler Jordan Blystone wirkt sehr sympathisch, ruhig und überlegt. Ohne Vorurteile nähert er sich der Familie Grant. Über Jahre begleitet er den Fall und hilft dabei, das Familiengeheimnis aufzudecken. Dabei sind mir besonders die Nebendarsteller positiv aufgefallen. Viele Details lassen die Grants glaubwürdig erscheinen. Doch auch die Person Blystone erlebt eine Wandlung, die unwahrscheinlicher nicht sein kann. Mich konnte die Veränderung nicht überzeugen.

Das Ende wird bewusst auf eine Forsetzung hin aufgebaut. Man wünscht Sheridan in ihrem neuen Leben fern der Familie endlich Ruhe zu finden. Doch die Hinweise deuten daraufhin, dass ihr Glück wieder nicht von Dauer sein soll.

Dieser Roman wurde für mein Empfinden am Reißbrett entworfen.
Zutaten: Familienstreit, Geheimnisse, Liebe, Hass und eine Prise amerikanischer Pathos.

Fazit: Lese-Fastfood für ein verregnetes Wochenende. 

Freitag, 16. Oktober 2015

Der Zauberfluch des Elfenkönigs von Vanessa Walder

http://www.loewe-verlag.de/titel-1-1/der_zauberfluch_des_elfenkoenigs-4202/
    Aktuelle Ausgabe: 01.01.2011
    Verlag: Loewe 
    ISBN: 9783785572696
    Flexibler Einband: 232 Seiten

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 

Mitten aus dem Schlaf heraus wird Ariane von einem Drachen entführt. Eigentlich soll er sie zu den Elfen bringen, aber er läßt sie im geheimnisvollen Zauberwald fallen. Der Weg nach Hause ist ihr versperrt, solange der Elfenkönig seinen Fluch nicht rückgängig macht. Zusammen mit der Schlange Lukretia macht sich Ariane auf den gefährlichen Weg zu den Elfen, um ihre Freiheit zurückzugewinnen.


Vanessa Walder hat eine zauberhafte Welt geschaffen, die nur so vor lauter Fabelwesen wimmelt. Dies ist der erste Band der Elfenkönig-Trilogie. Kurze Kapitel und liebevoll gezeichnete Illustrationen von Almud Kunert erleichtern das Selbstlesen in der Altersgruppe 8 - 10 Jahre.

Im Zauberwald gerät Ariane mitten in den Streit zwischen den Fantastischen und den Waldtieren. Zum Glück gibt es den Kobold Knaster und den kleinen Hasen Theodor, die trotz allem befreundet sind. Mutig stellen sie sich gegen die Übermacht der Zauberwaldbewohner und versuchen, die Ruhe wieder herzustellen.

Wer hätte sich nicht schon einmal gewünscht, Märchenwesen zu treffen, doch so lustig, wie man sich das vorstellt, erlebt Ariane es nicht. Zunächst wirkt der Drache Obligo alles andere als freundlich, würde sie am liebsten sogar fressen. Dank des humorvollen Schreibstils, werden brenzlige Situationen aber schnell zu Schmunzelmomenten.

Während Ariane sich in der Zauberwelt befindet, kann sich niemand mehr in der Menschenwelt an sie erinnern. Durch eine innere Stimme geleitet, zeichnet Arianes Mutter, die beruflich Kinderbücher illustriert, Erlebnisse ihrer Tochter aufs Papier. Ohne zu wissen, wen sie da eigentlich skizziert, nehmen die Zauberwesen auf dem Papier Gestalt an. Diese wundervoll geschilderten Bilder zeigen aber auch die verzwickte Situation des Mädchens. Wie soll sie nur wieder zurückkehren, wenn nicht einmal mehr ihre Mutter sie erkennt.

Dieses fantastische Abenteuer hat unsere ganze Familie verzaubert. Wir freuen uns auf die beiden Folgebände. Lasst Euch entführen in eine fremde Welt voller Fabelwesen.


Montag, 12. Oktober 2015

Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt von Nina Weger

http://www.oetinger.de/buecher/kinderbuecher/ab-10-jahren/details/titel/3-7891-5135-1/21049/28118/Autor/Nina%20/Weger/Trick_347_oder_Der_mutigste_Junge_der_Welt.html
    Erscheinungsdatum: 17.09.2015
    Verlag: Oetinger 
    ISBN: 9783789151354
    Fester Einband: 320 Seiten

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 

Der elfjährigen Tom ist von dem plötzlichen Umzug nach Hannover gar nicht begeistert. Seine Mutter hat ein tolles Jobangebot in der Arktis angenommen und er soll in der Zwischenzeit bei seiner Oma wohnen. Zufällig findet er in einem Umzugskarton eine alte Zirkus-Eintrittskarte, die einen Hinweis auf seinen verstorbenen Vater enthält. Sollte etwa der berühmte Arthur Merlini, der einen Zirkus in der Stadt betreibt, sein Vater sein? Tom will es natürlich herausfinden und nimmt Akrobatikunterricht, um unauffällig Nachforschungen anzustellen.


Nina Weger hat ein wundervolles Kinderbuch geschrieben, dass auch Erwachsene nicht aus der Hand legen können. Das empfohlene Lesealter liegt bei 10 bis 12 Jahren. Die Autorin entführt den Leser in die magische Welt des Zirkuslebens. Dabei steht hier nicht der große glamouröse Wanderzirkus, sondern ein Aufenthaltsort für gestrandete Artisten, im Vordergrund. Die Mischung aus aufregenden und mitreißenden Momenten, wie auch berührenden, nachdenklichen Szenen ist gekonnt abgestimmt. Dabei merkt man, dass hier mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft für den Zirkus erzählt wird. Im Anhang findet man ein "Kleines Lexikon der Zirkuswörter", in denen Begriffe wie "Kaskadeur" kindgerecht erklärt werden.

Liebenswerte Charaktere mit Ecken und Kanten lassen die Geschichte so lebendig erscheinen. Besonders Tom wächst einem schnell ans Herz. Seine Sehnsucht nach einem Vater und die Enttäuschung über die Lüge seiner Mutter ist deutlich spürbar. Sein großes Vorbild wird der Artist Arthur Merlini, dem er nacheifert und heimlich hofft, dass er sein Vater sein könnte. Zusammen mit den neu gewonnen Freunden Coco und Mia versucht Tom den Zirkus zu retten und besteht dabei einige Abenteuer.

Wichtig sind die kleinen versteckten Botschaften, die lehrreiche Tipps zum Umgang mit Ängsten, Vorurteilen und Einsamkeit geben. Sehr einfühlsam wird z.B. die Depression des Zirkusdirektors beschrieben. Tom versteht, dass Arthur in "ein schwarzes Loch" gefallen ist und er ihm heraushelfen muss.

Besonders gefallen hat unserer Familie das gelungene Ende.

Wir sind begeistert von diesem humorvoll, spannenden und zum Nachdenken anregendem Kinderbuch.  


Mehr Informationen sind auf der Autorinnenseite zu finden.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Penelopes Tod von Silke Nowak

http://silkenowak.de/
    Erscheinungsdatum: 12.09.2015
     
    ISBN: 9781517124571
    Flexibler Einband: 221 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Der gemeinsame Segeltörn von Penny und Chris Winter in der Karibik hat noch gar nicht richtig begonnen, als Chris einen Schlaganfall erleidet. Die Pflege ihres Mannes geht über Pennys Kräfte. Zusätzlich wird sie mit jahrelang verschwiegenen Geheimnissen ihres Mannes konfrontiert. Befindet sie sich tatsächlich in Lebensgefahr? Ohne Chris Hilfe muss sie sich den Gefahren stellen.


Silke Nowak hat ein ungewöhnliches Thema für einen Thriller gewählt. Ausgangspunkt ist kein Verbrechen, sondern ein tragisches Schicksal, das auf wahren Begebenheiten beruht. So wirkt der erste Teil der Geschichte eher wie Aufzeichnungen einer betroffenen Ehefrau. Das Ausmaß des Schlaganfalls und die daraus resultierenden Folgen werden detailliert beschrieben. Der Schreibstil läßt Raum für viel Leserphantasien. Viele Szenen werden nur angerissen und mit Andeutungen beendet, die man als Leser als vermeintlich folgerichtiges Ende ansieht. Die Autorin versteht es falsche Fährten zu legen und Personen in einem falschen Licht zu zeigen.

Besonders gelungen ist dies bei Penny. Von ihrer anfänglichen Hilflosigkeit und Lethargie im Kampf für die Genesung ihres Mannes im ersten Teil, ist zum Ende hin nichts mehr zu spüren. Sie wandelt sich zu einer eiskalt berechnenden Person, die über Leichen geht, um die Liebe ihres Lebens zu retten.

Dies ist auch durch einen sprachlichen Tempowechsel zu spüren. Der Spannungsbogen setzt erst ziemlich spät ein, steigert sich dann aber stark. Erst als wieder eine Kommunikation zwischen den Ehepartnern möglich ist, wird Penny das Ausmaß des Schreckens und die unausweichliche Lösung klar.

Bis auf einige unglaubwürdige Passagen, die im wahren Leben wohl so nicht stattfinden könnten, hat mich dieser Thriller positiv überrascht und abgeholt.

Am Ende der Story wird ein Interview mit den Protagonisten wiedergegben, das die Handlung noch einmal Revue passieren lässt und besonders interessant auf die Problematik von Locked-in-Patienten und deren Schwierigkeit, sich mitteilen zu können, hinweist.

Dieser Thriller ist anders: Langsam, informierend am Start und dramatisch, spannend zum Ende. 

Sonntag, 4. Oktober 2015

Die Tochter des Malers von Gloria Goldreich

http://www.aufbau-verlag.de/index.php/literatur-unterhaltung/romane-erzahlungen/die-tochter-des-malers.html

    Erscheinungsdatum: 21.09.2015
    Verlag: aufbau-verlag 
    ISBN: 9783746631820
    Flexibler Einband: 608 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Zusammen mit ihren Eltern lebt die 19-jährige Ida Chagall 1935 in Paris. Ihr berühmter Vater Marc nutzt jede Gelegenheit Ida als Modell zu malen. Doch die innige Beziehung von Vater und Tochter bekommt einen ersten Riss, als Ida sich heimlich mit dem Studenten Michel trifft. Die Besatzung Frankreichs durch die Deutschen zwingt die Familie zur Flucht. Doch Marc will die Bedrohung nicht sehen und bringt damit die Familie in tödliche Gefahr. Ida bleibt ihrem Vater auch in Amerika weiter verbunden und organisiert Ausstellungen und Verkäufe. Ihr eigenes Leben spielt dabei nur eine Nebenrolle, bis jemand anderes die Fäden in die Hände nimmt.

Gloria Goldreich hat sich an die schwierige Aufgabe gemacht, einen biografischen Roman über das Leben von Ida Chagall zu schreiben. Von 1935 an begleitet man das Leben der jungen Frau, das durch die Dominanz ihres berühmten Vaters Marc Chagall geprägt wurde. Der Schreibstil wirkt dabei beobachtend, leise und eher begleitend. Es gibt interessante Einblicke in die Arbeit des Malers und die Schaffung verschiedener berühmter Gemälde. Eine emotionale Nähe zu den Figuren konnte ich als Leser jedoch nicht aufbauen. Man ist dennoch fasziniert und berührt von der außergewöhnlichen Lebensgeschichte.

Die Welt der Künstlerfamilie findet abgeschottet von der übrigen Welt in einem eigenen Kosmos statt. Alles richtet sich nach den Regeln und Launen des Malers. Ida soll nach seinem Empfinden immer die reine Tochter bleiben. Ihre ungewollte Schwangerschaft trübt die Verbindung von Vater und Tochter. Die Kriegswirren führen die Familie an unterschiedliche Orte und als eine Flucht aus Frankreich unausweichlich ist, verschlägt es einem den Atem als Marc Chagall das Leben seiner Familie geringer einschätzt als die Rettung seiner Bilder: 

"Marcs Geschichte barg keine Frage in sich, es war eine Feststellung, und die Bestimmtheit, mit der er gesprochen hatte, war erschreckend. Er hatte Michels Frage beantwortet. Ja, hatte er gesagt, seine Bilder waren wichtiger als ihrer aller Leben."
Obwohl Marc mit Arroganz und fehlender Anerkennung nicht geizt, bleibt er Idas Lebensmittelpunkt. Ihre Beziehungen zu anderen Männern können der Dominanz des Vaters nicht standhalten. So ist denn auch ein Bild, dass Ida zur Hochzeit von ihrem Vater geschenkt bekam, ihr ständiger Begleiter. Der Hochzeitsthron symbolisiert für mich ihre Einsamkeit und die Verbundenheit zu ihrem Vater.
Das Bild kann man sich hier anschauen.

Idas Ängste werden durch immer wiederkehrende Träume verdeutlicht. Die Poesie der hier verwendeten Sprache entspricht den Bildern Chagalls:


"Sie gleiten, alle drei, werden wie Zephire auf sachten Brisen getragen, sanft gebettet auf Wolken, hoch oben über den brennenden Dörfern und den dunklen Reihen der Soldaten, die durch das Land marschieren, das sie einst das ihre nannten."
Trotz der Intensität der Geschichte, gibt es einige Längen, die das Lesevergnügen schmälern. Besonders der stille Kampf zwischen Ida und Virginia, der neuen Gefährtin von Marc, wird sehr oft erwähnt.

Leider endet Idas Geschichte mit der Geburt ihrer Zwillinge. Ihr weiterer Lebensweg bis zum Tod im Jahre 1994 findet keine Erwähnung mehr.

Der Roman besticht durch die tiefen Einblicke in das Familienleben von Ida Chagall mit all seinen traurigen und überraschenden Facetten. Die biografische Nähe und die historischen Fakten wecken die Neugier sich weiter mit dem Thema "Chagall" zu beschäftigen.

Samstag, 3. Oktober 2015

Amsterdam blutrot von Lena Avanzini

http://www.emons-verlag.de/programm/amsterdam-blutrot
    Erscheinungsdatum: 16.07.2015
    Verlag: Emons 
    ISBN: 9783954516612
    Flexibler Einband: 256 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 

In Amsterdam führt Maxi Mikulicz auf ihrem Hausboot ein eher beschauliches Leben. Doch als die Töne ihrer Klavierschüler scharfkantig und blutrot werden, ahnt sie, dass etwas passiert sein muss. Die Mutter eines Schülers wurde ermordet und Maxi stolpert mitten in den Tatort, der gerade von Hoofdinspecteur Bontekoe untersucht wird. Die vermeintliche Unfähigkeit des Beamten bringt Hobbykriminalistin Maxi auf die Idee, die Ermittlungen auf eigene Faust durchzuführen. Doch als weitere Frauen ermordet werden, gerät Maxi selbst in Gefahr.


Lena Avanzini hat einen spannenden und gleichzeitig unterhaltenden Krimi geschrieben. Humor und Nervenkitzel bilden eine interessante und außergewöhnliche Synergie. Eigenwillige, aber liebenswerte Charaktere geben dem Krimi eine besondere Note.

Die sympathische und leicht chaotische Klavierlehrerin Maxi Mikulicz agiert als Hobbyermittlerin. Durch ihre Musik-Farben-Synästhesie spürt sie im Vorfeld Veränderungen und Gefahren. Dank intensiver Krimilektüre und Leidenschaft für den indischen Ermittler Aravind Bhaduri meint Maxi, die Mordfälle allein klären zu können. Ihre naive und übereifrige Herangehensweise bringt sie mehr als einmal in Gefahr, sorgt aber auch für viele Schmunzelmomente.

Hausboot-Mitbewohner sind Medizinstudentin und Model Tess, die oft wechselnde Männerbekanntschaften und manchmal auch Leichenteile zum Experimentieren mit nach Hause nimmt und Fotograf Rudel, der leider jede Pflanze inbrünstig totpflegt und dessen Zimmer einer Müllhalde gleicht.

Der Ermittler, der es mit Maxi nicht gerade leicht hat, ist Hoofdinspecteur Cornelius Bontekoe. Durch seine ausgeprägte Klavierlehrerinnen-Phobie ist jedes Aufeinandertreffen mit ihr die reinste Qual. Der optisch etwas aus der Form geratene brummlige Single zeigt auf den zweiten Blick, dass er sein Herz am rechten Fleck sitzen hat.

Ungewöhnlich sind einige Passagen, in denen vermeintlich tote Gegenstände ein Eigenleben bekommen. Ihre Sicht auf die Dinge gibt dem Leser detaillierte Informationen zum Tatgeschehen.

Die Entwicklung der Geschichte ist spannend und gibt erst am Ende die Lösung preis.

Die gekonnte Mischung aus Humor und Spannung macht diesen Unterhaltungskrimi zu etwas Besonderem.

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Herzlichen Dank an Lena Avanzini für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.