Montag, 1. Februar 2016

Sörensen hat Angst von Sven Stricker




    Erscheinungsdatum: 18.12.2015
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch 
    ISBN: 9783499271182
    Flexibler Einband: 352 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 

Eigentlich will Kriminalhauptkommissar Sörensen im kleinstädtischen Katenbüll beruflich eine ruhige Kugel schieben und seine Angststörungen hinter sich lassen. Aber kaum hat er seine Sachen in Hamburg gepackt, beginnt sein erster Arbeitstag in Nordfriesland mit dem Mord am Bürgermeister. Nicht nur das graue, regnerische Wetter scheint sich gegen ihn zu wenden, sondern auch die Katenbüller, die abweisend und wenig auskunftsfreudig reagieren. Zusammen mit seiner kleinen unerfahrenen Mitarbeitertruppe stochert Sörensen im Dunklen.


Sven Stricker hat einen flüssigen Schreibstil, der gekonnt das düstere, unfreundliche Katenbüll vor dem Leser ausbreitet. Dabei darf eine Prise trockener Humor nicht fehlen. Schon nach wenigen Seiten fragt man sich, wie man dort nur leben kann. Über allem herrscht die Fleichfabrik "Fleischeslust", die nicht nur politischen Einfluss nimmt. Die verstörend stumme Gemeinschaft der Einheimischen ist schwer zu durchdringen. Man spürt, dass es hier um mehr geht, als nur um einen Mord.

Die Schilderung der verschiedenen Charaktere ist sehr lebendig und schockierend zugleich. Ob es die verwahrloste Ehefrau des Bürgermeisters ist, der ehemalige Kurdirektor, der von seinen Freunden gesellschaftlich vernichtet wurde oder der junge Ole, der möglichst weit weg von Katenbüll will. Man kann sie sich allzugut vorstellen und ist berührt von so viel Tragik.

In diesem Tal der Düsternis landet Kommissar Sörensen mit seiner ausgeprägten Angststörung. Schon die Begrüßung seiner neuen Kollegen hat er nur mit Anstrengung gemeistert. Die anstehende Mordermittlung scheint ein unüberwindbares Hindernis darzustellen.


"Sein Brustkorb hatte sich in gewohnter Weise verengt, wodurch eine körperliche Kettenreaktion in Gang gekommen war, an deren Ende die Beine zitterten, Schweißperlen die Stirn verzierten und die Fingerspitzen brannten, als hätte jemand die bloßen Nervenenden berührt. "

Doch Sörensen kämpft, nicht nur gegen sich selbst und seine Ängste, sondern auch gegen Vorurteile und Emotionen an. Das macht ihn so sympathisch, natürlich und glaubhaft.

Als ein weiterer Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse und lange verschwiegene ungeheuerliche Geheimnisse werden offenbar.

Mich hat dieser spannende ungewöhnliche Krimi sehr angesprochen und betroffen gemacht. Hier wird nichts geschönt oder überdramatisiert. Wer weiß schon, welche Geheimnisse hinter Nachbarstüren lauern.





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