Mittwoch, 9. März 2016

Rabenfraß von Biggi Rist und Liliane Skalecki

 http://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/1323-rabenfrass.html

    Erscheinungsdatum: 03.02.2016
    Verlag: Gmeiner
    ISBN: 9783839218327
    Flexibler Einband: 406 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 

Statt spektakulärer Hochzeitsreise gehts für Kriminalhauptkommissar Heiner Hölzle in den ruhigen Harz zum Wandern. Mit der Ruhe ist es schnell vorbei, denn ausgerechnet eine junge Frau aus dem Ort wird enthauptet im Wald gefunden. Deren Ehemann wird als Mörder überführt. Ein Kriminaler kann auch im Urlaub nicht aus seiner Haut und so beginnt Hölzle aus eigenem Interesse zu ermitteln. Die idyllische Harzer Region entpuppt sich als Mördergrube, in der seit 20 Jahren ein Mörder als mittelalterlicher Richter und Henker sein Unwesen treibt.


Das Autorinnenduo Biggi Rist und Liliane Skalecki hat einen unterhaltsamen, leichtgängigen Regionalkrimi geschrieben, der auch als Reiseführer für den Harz gute Noten bekommen würde. Viel Lokalkolorit, eine Prise Mythen und Sagen, kriminalistisches Gespür und lebensnahe Charaktere machen diesen Krimi so reizvoll. Kommissar Hözle ermittelt bereits im 4. Band. Ein Personenregister führt alle Charaktere des Buches übersichtlich zusammen. Der detaillierte Schreibstil und die Verbindung von verschiedenen Zeitebenen ist aber so gut gelungen, dass es eigentlich nicht notwendig ist.

Ungewöhnlich und interessant ist die Ermittlungsweise. Obwohl ein aktueller Mord den Auftakt bildet, ist von der ortsansässigen Kripo kaum etwas zu lesen, weil der vermeintliche Mörder bereits gefunden wurde. Urlauber Heiner Hölzle folgt seinem kriminalistischen Instinkt und beginnt fast ungewollt mit seinen Ermittlungen. Während seiner Wanderungen durch den Harz lässt er nicht nur die Landschaft auf sich wirken, sondern führt auch mit den Einheimischen Gespräche und wird am Pension zugehörigen Stammtisch herzlich aufgenommen. Längst vergangene Todesfälle bekommen plötzlich eine andere Bedeutung. Ein altes Buch mit mittelalterlichen Aufzeichnungen eines Scharfrichters weist Hölze schließlich den Weg.

Schilderungen der Vollstreckungsmethoden lassen eine Gänsehaut beim Lesen zurück. Zwar bleiben die Beschreibungen glücklicherweise an der Oberfläche des Geschehens, doch die moralische Verwerflichkeit des Tuns und das Wissen über die lange Zeitspanne, in der der Mörder ungeschoren davongekommen ist, lassen ein beklemmendes Gefühl zurück.

Hölzles Bauchgefühl mag sehr ausgeprägt sein, doch der Zufall spielt ihm hier kräftig zu. Für die kleine Region, in der sich Hölzle erst seit wenigen Tagen bewegt, sind über die Jahre viele Todesfälle zu verzeichnen. Weniger Zufall und mehr Ermittlung hätte mir besser gefallen. Gerade als der Spannungsbogen ansteigt, bremsen angeführte Zeitungsberichte, die sich inhaltlich wiederholen, den Lesefluss. Gelungen ist die Verschleierung des Täters. Bis zum Ende hat man fast jeden mit dem Hölzle Kontakt hatte, einmal verdächtigt.

Mir hat dieser Krimi viel Spaß und Gänsehaut bereitet und den Harz von einer ganz anderen Seite gezeigt.

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