Freitag, 24. Februar 2017

Die Stierin von Andrea Stift-Laube


http://www.kremayr-scheriau.at/bucher-e-books/die-stierin-882
    Erscheinungsdatum: 08.02.2017
    Verlag: Kremayr & Scheriau
    ISBN: 9783218010689
    Fester Einband: 176 Seiten

    Leseprobe

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 
Ihr Käseladen und der Umgang mit Kunden und Käse gibt Maeve Halt, bildet den Rahmen, um die Demütigungen und Misshandlungen von Männern vergessen zu können. Von Maeve geschnitzte Käsefiguren nehmen die Form einer alten keltischen Sage an. Immer tiefer taucht sie in die grüne Welt von Königin Maeve ein, die ihr Kraft spendet und einen Rückzugsort bietet. Gegenwart und Mythos verschwimmen.

Andrea Stift-Laube
verknüpft die mir bisher unbekannte keltische Sage "Der Rinderraub von Cooley" mit gegenwärtiger psychischer und körperlicher Gewalt gegen Frauen. Starke literarische Wucht und beklemmende Poesie, die mit Symbolik spielt, zeichnen diesen außergewöhnlichen Roman aus. Schon im Titel "Stierin" findet sich der erste Hinweis, dass es um Veränderung geht, denn es braucht innere Stärke, um sich verändern zu können. Aufmerksamkeit ist gefordert, wenn Sage und Gegenwart eine Symbiose eingehen. Wie weit man sich während des Lesens vom Roman entfernt, um mehr über die irische Mythologie zu erfahren, bleibt jedem selbst überlassen. Mir hat es gefallen, parallel Recherchen anzustellen und Hintergrundinformationen zu finden.
http://www.irischemythologie.de/rinderraub.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Morr%C3%ADgan


Selten habe ich mir so viele Notizen gemacht, innegehalten und über das Gelesene nachgedacht. Zarte Betrachtungen wechseln sich mit gewalttätigen Szenen ab und doch harmoniert es, wie ein Rhythmus, dem man sich nicht entziehen kann. Wie die Autorin selbst schreibt, hat sie die Gewalt "lesbar", erträglich, gemacht.

"Feines Glas zersprang in mir, es würgte sich meinen Schlund hinauf, meiner Mundöffnung entgegen, doch ich biss, ich schluckte, ich stemmte es wieder hinunter. Die Scherben drückten sich in meinen Magen und durch dünne Wände in meine Blutbahn hinein. Dort zirkulieren sie seitdem. An manchen Tagen spüre ich sie weniger, aber spüren werde ich sie für alle Zeit."
Warum erstarren Frauen in Beziehungen, lassen Misshandlung und Demütigung über sich ergehen. Wie reagiert die Umwelt und wie findet sich ein Ausweg. Ein wichtiges allgegenwärtiges Thema, das in diesem Roman gelungen umgesetzt wurde.

Eine Leseempfehlung für Leser, die bereit sind, ausgetretene Romanwege zu verlassen.
 



Radiobeitrag mit der Autorin  

2 Kommentare:

  1. Liebe Gela,

    nach deiner anschaulichen Rezi kann ich mit Bestimmtheit sagen, das ist kein Buch für mich. Auch wenn die Formulierungen vielleicht sehr ausdrucksstark sein mögen, mit Mythologie befasse ich mich sehr ungern.

    LG Barbara

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    1. Hallo Barbara,
      mich hat es auch überrascht, dass mir das Buch gefallen hat. Mythologie ist bestimmt kein Steckenpferd von mir, aber hier hat es einfach gepasst.
      Liebe Grüße
      Gela

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