Montag, 13. März 2017

Die Terranauten von T.C. Boyle


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    Erscheinungsdatum: 09.01.2017
    Verlag: Der Hörverlag
    ISBN: 978-3-8445-2384-3
    2 MP3-CDs: Laufzeit: 16h 46

    Hörprobe

    Meine Bewertung: 3,4 von 5 Punkten 
  Darauf haben sie hingearbeitet, sich gequält, ihr Bestes
  gegeben. 1994 sind sie die auserwählten Terranauten von
  "Ecosphere 2“ und dürfen zwei Jahre lang in einem
  künstlich erzeugten Ökosystem ein neues Leben erproben.
  Ihre streng durchstrukturierten Aufgaben bestehen zumeist
  aus körperlicher Arbeit, um das System zu betreiben und
  genug Nahrungsmittel zu erzeugen. Acht Menschen, die
  sich auserwählt fühlen und sich ihr eigenes Mantra "Nichts
  rein, nichts raus" vorsagen, um zu zeigen, wie wichtig ihnen
  ihre Mission ist. Doch zwei Jahre sind lang und nicht alles
  kann man vorher planen.

Angelehnt an ein tatsächliches Experiment in den 90er-Jahren in Arizona lässt T.C. Boyle vier Frauen und vier Männer als Terranauten in ein gigantisches Terrarium einziehen, das aus Savanne, Regenwald, Ozean und Anbauflächen besteht und unterschiedliche Spezies an Pflanzen und Tieren aufweist. Was vom Betreiber als dauerhaftes Experiment zur Vorbereitung der Marsbesiedelung geplant ist, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Sozialstudie.

Perfekt für ein Hörbuch ist die Erzählperspektive des Buches. Drei Erzähler, die gekonnt von August Diehl, Ulrike C. Tscharre und Eli Wasserscheid gesprochen werden, berichten aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen vor und während des Experiments. Womanizer Ramsay Roothoorp und die Schönheit Dawn Chapman sind die glücklichen Teilnehmer des Experiments, während Linda Ryu als verschmähte Bewerberin schmollend aus der Außenperspektive berichtet. Der Wechsel zwischen den Sprechern lockert die Laufzeit von knapp 17 Stunden deutlich auf, denn die Spannung des Romans hält sich in Grenzen.

Detailliert und lang gezogen wird beschrieben, wem welche Aufgaben zugeordnet sind und wie der Alltag der Terranauten aussieht. Man meint selbst einen Blick auf die durch Kameras überwachten Missionsteilnehmer zu werfen. Genauso fern und oberflächlich, wie durch einen Bildschirm betrachtet, bleiben die handelnden Personen dann auch. Statt eine Gemeinschaft zu bilden, entfernen sich die Personen immer mehr voneinander. Gelenkt durch das autoritäre System der äußeren Führung, an dessen Spitze der Boss, genannt Gottvater steht, kann keine eigene Gruppendynamik entstehen.

Durch das vorgegebene Setting einer geschlossenen Umgebung hatte ich mir mehr Emotionen, Auseinandersetzung und Lebendigkeit erhofft. Stattdessen wird über Banalitäten wie Schönheitsideale oder Essensträume gesprochen. Selbst dramatische Ereignisse wie das Auftreten von Sauerstoffmangel oder die Nahrungsmittelknappheit während des Winters lassen den Spannungsbogen nur kurz ansteigen. Statt wissenschaftlicher Erkenntnisse erlebt man einen menschlichen Kleinkrieg auf niedrigstem Niveau. Kleine Gemeinheiten, Neid und Zwietracht stehen im Vordergrund. Vom Autor gewollt, um die Schlichtheit des Menschen herauszuarbeiten?

Mich hat das Buch ein wenig ratlos zurückgelassen. Vielleicht war meine Erwartungshaltung auch einfach zu groß. Das Thema an sich fand ich sehr interessant, nur die Umsetzung war mir zu flach und undynamisch. Meine Bewertung liegt knapp unter vier Sternen.

1 Kommentar:

  1. Guten morgen Gela, das ist auch für mich nix. Ich habe angefangen mit * Das Labyrinth der Lichter* von Zafón, in einer Leserunde bei LB. Es ist kurios, spannend, der Autor hat eine eindrucksvolle Sprache und Fantasie ,,,
    LG Angela

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